Leuchtturm Buxtehude

24.06.13, Potsdamer Neueste Nachrichten

Ensemble Theatre of Voices im Raffaelsaal

Wer sich noch fragte, was unter dem seefahrerisch anmutenden Namen „Leuchtturm Buxtehude“ zu verstehen war, fühlte sich nach dem Konzert des Theatre of Voices im Raffaelsaal der Orangerie am Freitagabend besser informiert, wenn auch nicht vollständig. Unter der künstlerischen Leitung von Paul Hillier entfaltete das formidable Ensemble Theatre of Voices einen stimmigen und stimmungsvollen Konzertabend. Eifrig dem skandinavischen Motto der Musikfestspiele folgend heftete sich die dramaturgische Linie an das Netzwerk rund um den Lübecker Organisten und Barockmeister Dietrich Buxtehude. So kamen Werke weithin unbekannter Komponisten von Hamburg über Kopenhagen bis Göteborg und Stockholm zu Gehör. Außen vor blieben Meister wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, die, von Buxtehudes Kompositionskünsten angezogen, diesen persönlich aufgesucht hatten.

Als weit bedeutender als die räumliche Nähe erweist sich indessen der Glanz der italienischen Musik, welcher über den Werken der Kleinmeister ebenso liegt wie auf anderen jener Epoche. Dazu kommt als grenzüberschreitender, gemeinsamer Ausgangspunkt die Bibel. Wohl nie wieder wurden Psalmen so wortgetreulich umgesetzt wie im Barock, als die Kantate noch einträchtig neben der Oper einherschritt – ganz im Sinne der Doktrin, dass die Musik den Worten zu folgen habe und nicht umgekehrt. Kaspar Försters Vertonung des Vesper-Psalms 111 gibt dafür einen leuchtenden Einstieg. Auch Franz Tunders affektreiche Version des 27. Psalms steht ganz im Dienst der imitierenden Wortauslegung. Nicht nur hier wechseln ein- und mehrstimmige Passagen in stetem Wechsel ab.

Einen hochintensiven Stil pflegte auch Christian Geist, wie sich bei seinem 126. Psalm zeigt, dessen erste Zeile allein über mehr als ein Dutzend Taktsequenzen mäandert. Unter den fünf fantastischen Gesangssolisten sticht die dänische Sopranistin Else Torp mit goldenem, sattem, abgerundetem Koloratursopran besonders schön hervor. Außer ihr darf Bassist Jakob Bloch Jespersen ein Solo singen, bei dem seine erdige Stimme aus der Tiefe des „De profundis“ ins Helle aufsteigt. Zwei Geigen setzen Glanzlichter ins rhythmische Gefüge des Basso continuo von Orgel und Violoncello. Mit klanglicher Vielfalt, musikalischer Wandlungsfähigkeit und energischer Kraft ließ das Theatre of Voices die Musik von Buxtehude und seinen Zeitgenossen hell und klar strahlen.

Babette Kaiserkern

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Musikfestspiele Potsdam / Orangerie Sanssouci, Raffaelsaal: “Leuchtturm Buxtehude”